Chekhovs Gun – Ein zentrales Erzählprinzip

Chekhovs Gun – Ein zentrales Erzählprinzip

Sicherlich hast Du schon von Chekhovs Gun gehört. Doch was verbringt sich genau hinter diesem Erzählprinzip? Die Erzähltechnik geht auf den russischen Dramatiker Anton Chekov zurück, der es sinngemäß wie folgt formulierte: „Wenn du im ersten Akt sagst, dass ein Gewehr an der Wand hängt, dann muss es im zweiten oder dritten Akt unbedingt abgefeuert werden. Wenn es nicht abgefeuert werden soll, dann sollte es nicht dort hängen.“

Chekhovs Gun
Führe nur eine Waffe in deiner Geschichte ein, wenn sie auch abgefeuert wird.

In der Praxis bedeutet Chekhovs Gun, dass Autoren auf überflüssige Elemente verzichten sollen, stattdessen müssen eingeführte Elemente im späteren Handlungsverlauf eine Rolle spielen. Wenn Du an diesem Erzählprinzip orientierst, kannst du deine Geschichten von unnötigem Ballast befreien. Es verwirrt die Leser, wenn im Handlungsverlauf zahlreiche Details auftauchen, die später keine Rolle spielen.

Beispiele für Chekhovs Gun

Dazu kann Chekhov Gun dazu dienen, den Leser im späteren Verlauf der Handlung zu überraschen. Plötzlich spielt ein Detail eine zentrale Rolle, an welches er nicht mehr gedacht hat. Häufig werden diese Details zu Beginn eingeführt und die tiefere Bedeutung enthüllt sich später. Beispiele für Chekhovs Gun finden sich in Filmen und in der Literatur

Zu Beginn des Filmes Citizen Kane (1941) betrachtet der sterbende Zeitungsmagnat eine gläserne Schneekugel, sein letztes Wort ist Rosebud. Reporter Thompson versucht den ganzen Film über herauszufinden, was sich hinter dem Wort verbirgt, er kommt jedoch zu keinem Ergebnis. Erst in einer der letzten Einblendung erfahren die Zuschauer anhand des Schlittens aus der Kindheit von Kane die tiefere Bedeutung. Jeder Zuschauer, der den Film sieht, dürfte überrascht sein, mehr soll nicht verraten werden.

Ein Beispiel aus der Literatur ist Dracula (1897) von Bram Stoker. Der Rechtsanwalt Jonathan Harker erhält zu Beginn des Romans ein Kruzifix, welchen die Hauptfigur keine große Bedeutung beimisst. Im späteren Verlauf spielt das Kruzifix eine zentrale Rolle.

Kritik an Checkhovs Gun

Es gibt auch Kritik an der Erzähltechnik. Wer sich strikt an das Prinzip hält, wird als Autor für seine Leser voraussehbar. Sie wissen, dass eingeführte Details später an Bedeutung gewinnen. Wenn man Checkhovs Gun als Erzählprinzip richtig einordnet, ist diese Kritik nicht berechtigt. Jeder Roman enthält eine Vielzahl von Detail, die zum Beispiel Stimmung erzeugen oder Figuren näher charakterisieren.

Es wäre etwa falsch, die Harpune, die bei „Der alte Mann und das Meer“ gleich auf der ersten Seite erwähnt wird und später eine zentrale Rolle im Roman spielt, im Sinne von Checkhovs Gun zu interpretieren. Die Harpune und viele weitere Utensilien im Boot dienen der Charakterisierung des Lebens als Fischer. Beim Chekovs Prinzip geht es nicht darum, dass jedes Detail im Roman spätere eine wichtige Rolle spielt, sondern darum, unnötige Detail wegzulassen, die keinerlei Funktion für Handlung oder Stimmung im Buch haben.

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