Unaufgefordert eingesandte Manuskripte – Die Kriterien der Verlage

Unaufgefordert eingesandte Manuskripte – Die Kriterien der Verlage

Verlage in Deutschland erhalten jedes Jahr eine Vielzahl unaufgefordert eingesandter Manuskripte. Große Buchverlage wie Diogenes, Knaur oder Rowohlt bekommen nach Schätzung von Experten zwischen 3000 bis 6000 unverlangte Einsendungen pro Jahr, doch auch kleinere Verlage erhalten regelmäßig Post von potentiellen Autoren. Die Chancen, dass ein unverlangt zugesandtes Manuskript auch veröffentlicht wird, gelten als sehr schlecht. Diogenes meldete 2015, man hätte von 9000 solcher Einsendungen in drei Jahren nur einen Roman veröffentlicht. Im Internet findet man wenig konkrete Informationen zum Umgang von Verlagen mit unaufgefordert eingesandten Manuskripten. Einen kleinen Einblick bietet der Bericht einer Praktikantin.

Manuskripte Post
Buchverlage bekommen täglich viel Post von Autoren, Bild © by Rainer Sturm / pixelio.de

Die Praktikantin in einem größeren deutschen Verlag hatte die Aufgabe unverlangt eingesandte Manuskripte zu sichten und interessante Einsendungen an den zuständigen Lektor weiterzuleiten. Dabei standen pro Roman 10 Minuten zur Prüfung zur Verfügung: „Unaufgefordert eingesandte Manuskripte lesen und begutachten. Hihihi. Das ist wirklich großartig. Denn 99% von denen sind schlichtweg ganz, ganz, ganz, ganz schlecht. Ehrlich wahr. Das ist ein bisschen wie DSDS. Man fragt sich, welcher Verwandte, Bekannte oder Freund den jeweiligen Personen ein Talent bestätigt hat.“ (Quelle: schriftverkehrt.de)

Gleichzeitig versucht der Bericht mit dem Mythos aufzuräumen, man könne als Autor mit einem Erstlingswerk von einem Verlag entdeckt werden: „Nette Idee. Ist aber leider nicht drinnen. Das passiert nicht, und wenn, dann vielleicht ein, zweimal in der gesamten Geschichte eines Verlages.Und die Chancen schwinden von Jahr zu Jahr.“ (Quelle: schriftverkehrt.de) Die genannten Zahlen zu wenigen Veröffentlichungen von Erstautor und der Bericht machen wenig Mut. Doch es gibt Möglichkeiten, dass Du bei deinem unaufgefordert eingesandten Manuskript die Chance auf eine Veröffentlichung zumindest erhöhst. Auf diese Kriterien achten deutsche Buchverlage.

1. Programmschwerpunkte davor studieren

Bevor Du überhaupt daran denkst, einen Verlag anzuschreiben, solltest Du das jeweilige Programm studieren. Passt dein Roman überhaupt zum Profil des Buchverlags? Welche Genre werden veröffentlicht? Hier reicht schon eine kurze Durchsicht der bisherigen Veröffentlichungen auf der Homepage, um bestimmte Programmschwerpunkte zu erkennen. Ein Kinderbuchverlag wird sicherlich keine Horrorliteratur veröffentlichen und umgekehrt. Wenn Du nur wenige Minuten investierst, um ein Verlagsprogramm zu studieren, sparst Du Dir viel Zeit und einige frustrierende Erlebnisse. Unverlangt eingesandte Manuskripte die nicht ins Programm passen, bekommen im besten Fall eine schriftliche Absage.

2. Anforderungen des Verlags an Exposé und Textprobe beachten

Hast Du nun einen passenden Buchverlag gefunden, solltest Du ganz genau darauf achten, was gewünscht wird. Die Verlage informieren auf ihrer Homepage detailliert darüber, was ein Autor einschicken soll. So erfährst Du zum Beispiel, wie lang eine Leseprobe maximal sein soll oder ob auch eine Autorenvita gewünscht wird. Dazu schreiben Buchverlage häufig etwas zum Umgang mit unaufgefordert eingesandten Manuskripten. Hier erfährt man zum Beispiel, wie lange eine Überprüfung der Einsendung im Regelfall dauert oder wie man Kontakt mit Dir aufnimmt. Wird auf der Seite eine Bearbeitungszeit von 10 Monaten genannt, solltest Du auch die nötige Geduld haben.

3. Anschreiben an den Lektor adressieren

Ein richtig adressiertes Anschreiben an den zuständigen Lektor erhöht die Chance, dass dein unverlangt eingesandtes Manuskript die gewünschte Aufmerksamkeit bekommt. Schreibst Du hingegen „Sehr geehrte Damen und Herren“, wirkt es häufig so, als würdest Du ein solches Standardanschreiben an ganz viele Verlage schicken. Für einzelne Lektoren ist eine fehlende Adressierung bereits ein K.o.-Kriterium und die Einsendung wandert in den Papierkorb. Wer der zuständige Lektor für dein Genre in einem Buchverlag ist, erfährst Du im Regelfall auf der Verlagsseite oder durch einen Anruf. Die Mühe lohnt sich auf jeden Fall, den Namen der richtigen Person in Erfahrung zu bringen.

4. Ein gutes Exposé ist das A und O

Wie intensiv sich ein Lektor (oder Praktikant) mit einem unaufgefordert zugesandten Manuskript beschäftigt, hängt vor allem vom Exposé ab. Kannst Du mit der Zusammenfassung deines Romans überzeugen, liest der Verlagslektor häufig auch deine Leseprobe. Ein überzeugendes Exposé sollte maximal drei Seiten umfassen. Es muss den groben Handlungsverlauf (ohne Details) und die Grundideen deines Buches vorstellen. Die Zusammenfassung sollte auch das Ende deines Romans verraten und zugleich deutlich machen, warum das Manuskript für den Verlag interessant ist. Ein gutes Exposé ist schwierig, es erfordert viel Mühe und Zeit. Solltest Du eine Vielzahl von Absagen erhalten und Du bist vom Potential deines Werkes überzeugt, kann es sich lohnen, noch etwas am Exposé zu feilen.

5. Keine Fehler im Exposé oder in der Leseprobe

Der nächste Punkt ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Deine Einsendung an den Verlag ist mit einer Bewerbung für einen Job vergleichbar. Finden sich gleich im Anschreiben drei Fehler, wird sich der Praktikant oder Lektor sicherlich nicht die Mühe machen und den Rest lesen. Dazu gibt es für viele Verlagslektoren weitere K.o-Kriterien. Dazu gehören zum Beispiel Smileys im Anschreiben, farbliche Hervorhebungen im Text oder man liefert das Cover für seinen Roman gleich mit. Eine interessante Liste mit K.o.-Kriterien für unaufgefordert eingesandte Manuskripte hat der Lektor Bernhard Salomon zusammengestellt. Die dort genannten Fehler sollte man in jedem Fall vermeiden.

Lektorat
Rechtschreibfehler in Exposé und Textprobe vermeiden Bild © by Regina Kaute / pixelio.de

6. Geduld haben und nicht nachhaken

Du hast deinen Roman an einen oder mehrere Verlage geschickt, nun heißt es erst einmal Geduld haben. Bis Du eine Antwort bekommst, können Monate vergehen. Buchverlage verweisen auf ihrer Seite im Regelfall daraufhin, dass die Durchsicht von unverlangt zugesandten Manuskripten viel Zeit in Anspruch nimmt. Häufig findet man den Hinweis, von schriftlichen und telefonischen Rückfragen nach dem Stand der Bearbeitung abzusehen. Einzelne Verlag schreiben dazu auf ihrer Homepage, dass sie keine Absagen verschicken. Grundsätzlich ist es immer sinnvoll nicht nachzuhaken und einfach Geduld zu haben. Eine telefonische Rückfrage erhöht zumindest nicht die Chancen auf eine Veröffentlichung.

Vorsicht vor Zuschussverlagen

Vielleicht hast Du schon mehrere Absagen für dein Buch bekommen. An einem Tag kommt dann ein Antwortschreiben, welche deinen Roman über den Klee lobt. Dein unverlangt zugesandtes Manuskript ist genau das Werk, was man schon lange gesucht hat. Dein Roman kommt auf den Buchmarkt, Du musst Dich nur mit einer bestimmten Geldsumme an der Veröffentlichung beteiligen. Dies sei jedoch nur eine Investition, dein Buch wird dieses Geld schnell wieder reinbringen. Bei aller Freude über diese Zusage solltest Du vorsichtig sein und zum Verlag recherchieren. Mit großer Sicherheit hast Du es mit einem Zuschussverlag zu tun. Ein normaler Buchverlag verlangt nie Geld für eine Veröffentlichung. Die Eingabe des Verlags bei Google mit dem Zusatz Erfahrungen sollte Dir endgültig Gewissheit verschaffen, ob Du es mit einem Zuschussverlag zu tun hast.

Zuschussverlag
Die Alternative zum Zuschussverlag – Sein Geld verbrennen, Bild © by Rainer Sturm / pixelio.de

Wer das Angebot eines solchen Verlags annimmt, kann zwar sein Buch veröffentlichen. Doch die investierte Summe (im Regelfall im vierstelligen Bereich) bekommt man über Buchverkaufe nicht mehr rein. Sollte die Verlage deine unaufgefordert eingesandten Manuskripte immer wieder ablehnen, sei nicht traurig. Vielleicht ist dein Buch nicht für eine Veröffentlichung in einem großen Verlag geeignet, weil der Roman zum Beispiel eine zu kleine Zielgruppe anspricht. In diesem Fall solltest Du zumindest über das Thema Self-Publishing nachdenken.

8 Gedanken zu „Unaufgefordert eingesandte Manuskripte – Die Kriterien der Verlage

    1. Hallo Nike Leonhard,

      danke für den Hinweis. Vor ein paar Tagen ging der Link noch. Vielleicht handelt es sich um ein temporäres Problem. Aktuell kann ich die Seite schriftverkehrt.de ebenso nicht mehr aufrufen. Wir beobachten dies einmal und deaktivieren den Link bei Bedarf.

      Schöne Grüße vom

      Insider

  1. Im Text sind einige seltsamen Aussagen: 99% der unverlangt eingesandten Manuskripte seien schlecht. In Ordnung. Das kann man sich gut vorstellen. Diogenes hat von 9000 eingesandten Manuskripten einen einzigen Roman veröffentlicht. Äh? 1 % von 9000, wären das nicht … oder? Mit anderen Worten: Auch gute Manuskriptangebote werden von den Praktikanten nicht weitergeleitet, da das professionelle Lektorat überlastet ist. Außerdem: Wie qualifiziert ist ein Praktikant für das Vorlektorat? Vermutlich gar nicht, aber dafür ist er billig 🙂
    Außerdem verlangt der Autor, man soll den Lektor direkt ansprechen? Lebe ich in der falschen Welt? Im Internet findet man auf jeden Fall keinerlei Hinweis darauf, wer der zuständige Lektor ist. Wie soll ich ihn oder sie dann persönlich ansprechen? Rätsel über Rätsel. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass kein Verlag über telefonische Anfragen nach dem Lektorat glücklich wäre, und dass diesbezügliche Mailanfragen kommentarlos gelöscht werden.
    Gut finde ich das Blog dennoch. Liest man auch zwischen den Zeilen, dann ahnt man zumindest, dass berufsfremde Autoren keine Chance mit unverlangt eingesandten Manuskripten haben, es sei denn man ist prominent oder man verfügt über Beziehungen. War das der EINE von den 9000, lieber Herr Diogenes? Liebe Mit-Autoren. Wir haben keine Chance, nutzen wir sie! Und nicht vergessen: Wir spielen ja auch Lotto und da ist die Chance auf einen Gewinn noch geringer.

    1. Ich habe gestern bei Piper eingereicht (No risk no fun :D) und die schreiben ausdrücklich „Leider können wir telefonische Anfragen zu ihrer Manuskripteinsendung nicht beantworten. Bei Interesse melden wir uns bei Ihnen. “
      Daher stimme ich dir zu, was das mit dem Lektor anschreiben betrifft. Bei Kleinverlagen hat es mir aber Pluspunkte gebracht, ein paar Leute schon zu kennen und auch mit Namen anzusprechen. Also: Vernetzt euch! 😉

  2. Hallo,
    toller Artikel, der hat mir bestätigt, dass ich auf einem sehr richtigen Weg bin.
    Was ist aber mit der Kurzvita? Die ist bei mir eine Katastrophe und das Internet gibt mir nicht die Infos her, die ich gerne hätte. Was schreibt man da rein und was lässt man im Vergleich zum 0815-Lebenslauf raus?
    Grüzie
    Kia

    1. Hallo Kia,

      in eine Kurzvita an einen Verlag kommen zum Beispiel Veröffentlichungen in einer Anthologie, ein gewonnener Literaturwettbewerb oder auch ein Studium mit literaturwissenschaftlichem Hintergrund (z.B. Germanistik) rein. Dies kann jetzt nicht jeder vorweisen. Allgemeine Informationen zur Ausbildung und zum aktuellen Beruf dürften jedoch für die meisten Verlage relevant sein. Eine einheitliche Regelung oder Form für eine Kurzvita gibt es nicht. Es wird jedoch gesagt, dass eine Kurzvita nicht mehr als eine Seite umfassen sollte. Ich würde mir nicht ganz so viele Gedanken um die Kurzvita machen. Kann das Exposé und die Leseprobe überzeugen, wird es nicht an der Kurzvita scheitern.

      Schöne Grüße vom

      Insider

  3. Hallo,
    ich muss wohlmöglich Personenkult richtig schreiben, 0 Fehler mit 0 Fehler, alle Worte alchemistisch drucken lassen, das Unmögliche unwiderstehlich bewegen und dann, wie du, in den Satz, der nicht gelesen wird versetzen.
    Nach einem Buch mit Inhalten, also nach der gelesenen Sache, bin ich noch nie an einem Lektorat angekommen. Sind Lektoren vielleicht nur die falsche Adresse, wohingegen das Buch die wirklich bessere Adresse ist.
    Nette Grüße aus Berlin
    Ch. Fe. Rohn

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