Ein Buch schreiben und den eigenen Schreibstil finden

Ein Buch schreiben und den eigenen Schreibstil finden

Autoren, welche an ihrem ersten Buch schreiben, imitieren gerne den Schreibstil erfolgreicher Schriftsteller. Lektoren können im Anschreiben an einem Buchverlag häufiger lesen, ich schreibe so ähnlich wie Bestsellerautor XY. Verlagslektoren lehnen solche Manuskripte im Regelfall sofort ab, da der Autor noch nicht seinen eigenen Schreibstil gefunden hat. Doch wie findest Du deinen eigenen Stil beim Schreiben? Es gibt hierzu im Internet und in Schreibratgebern sehr viele Tipps. So kannst Du in diversen Ratgebern zum Beispiel lesen, dass Du zu viele Adjektive und Füllwörter vermeiden solltest. Dazu gibt es Tipps zur idealen Satzlänge wie auch der Struktur von Haupt- und Nebensätzen. Doch diese Ratgeber gehen vielmehr der Frage nach, was ein guter Schreibstil ist, indem klargestellt wird, welche Fehler man vermeiden sollte.

Der Weg zum eigenen Schreibstil führt nur über das Schreiben, Bild © by I-vista / pixelio.de

Möchtest Du deinen eigenen Stil finden, gibt es eigentlich nur einen Tipp: Schreiben. Gerade junge Autoren und Schreibanfänger sollten vieles ausprobieren. Versuche Dich an Kurzgeschichten und verschiedenen Genre, selbst wenn Dir diese Literaturgattungen eigentlich gar nicht liegen. Verfasse deinen Texte dazu in verschiedenen Erzählperspektiven, sehr bald wirst Du zum Beispiel merken, ob Dir eher der Ich- oder Er-Erzähler liegt. Schreibstil ist nichts, was sich in kurzer Zeit entwickelt. Es dauerte etwas, bis Du deinen eigenen Stil gefunden hast und er wird sich auch im Lauf der Zeit immer wieder ein wenig wandeln.

Um einen eigenen Stil beim Buch schreiben zu entwickeln, ist es dazu ratsam viel zu lesen. Hierzu gehören sowohl die Klassiker der Weltliteratur wie auch Trivialliteratur. Dabei musst Du Dich nicht auf Belletristik konzentrieren. Schreibst Du historische Romane, ist es sinnvoll historische Klassiker zu lesen. Von guter und auch schlechter Lektüre kannst Du viel lernen und deinen Schreibstil verfeinern. Auf diese Weise findest Du viele Autoren, welche Einfluss auf Dich ausüben und Dir als Orientierung dienen können. Kein Schriftsteller kommt ohne literarische Vorbilder aus. Joanne Rowling gibt als Vorbilder Jane Austen, C.S. Lewis und Edith Nesbit an. Oder nehmen wir einen deutschen Autor wie Günter Grass als Beispiel. Der Nobelpreisträger ließ sich von Alfred Döblin, François Rabelais und Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen beeinflussen.

Eigenen Schreibstil mit Schreibübungen verbessern

Doch wie geht man mit solchen Vorbildern um, um seinen eigenen Schreibstil zu finden. Hier hilft ein kleiner Exkurs zur antiken Schulpraxis weiter. Das Fundament des antiken Schulunterrichts war das Prinzip der Nachahmung (imitatio). Die Schüler absolvierten eine Ausbildung zum Redner und übten sich täglich schriftlich und mündlich in der Nachahmung von Musterreden. Das hohe Ziel war es, diese Vorbilder nicht einfach zu kopieren, sondern deren Leistung zu überbieten. Diese Mustertexte dienten den Schülern als Orientierung und nicht etwa als strikte Vorlage. Im antiken Schulbetrieb lösten sich die angehenden Redner Schritt für Schritt vom Vorbild und schufen etwas Eigenständiges. In der Antike lernten die angehenden Redner eher spielerisch zum Beispiel die Gattung der Gerichtsrede und entwickelten schrittweise einen eigenen Schreibstil.

Das Prinzip der imitatio kann ein Weg zum eigenen Stil sein. Du orientierst sich Dich an deinen literarischen Vorbildern, versucht diese in einem ersten Schritt zu imitieren und machst Dich Schritt für Schritt auf dem Weg zu deinem eigenen Schreibstil. So emanzipiert man sich von seinen großen Vorbildern. Dieses Vorgehen ist für Schreibübungen und nicht die Arbeit an deinem Roman gedacht. Nimm Dir zum Beispiel eine Kurzgeschichte von deinem Lieblingsautor, schreibe die Geschichte an einer beliebigen Stelle weiter oder entscheide Dich für ein anderes Ende. Du kannst auch als Lektor tätig werden und einzelne Seiten stilistisch verbessern. Dieser spielerische Umgang mit Sprache dient in jedem Fall der Verbesserung von deinem Schreibstil und ist in jedem Fall einen Versuch wert.

Solche kleinen Schreibübungen helfen übrigens auch bei Schreibblockaden. Wenn Du mit deinem Buch nicht weiter kommst, nimm Dir eine Kurzgeschichte deines Lieblingsautors vor und schreibe anhand dieser Vorlage. Hier dürfte es wesentlich leichter sein, mit dem Schreiben zu beginnen und Du kommst in den gewünschten Schreibfluss. Nebenbei arbeitest Du weiter an deinem eigenen Schreibstil.

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