Alle sprechen aktuell über ChatGPT. Öffentlichkeit und Presse zeigen sich beeindruckt,  über die Fähigkeiten der Künstlichen Intelligenz, Texte zu erstellen. Wir haben das KI-Modul ausführlich getestet, indem wir ChatGPT mehrere einfache und komplexere Texte schreiben ließen. Wie gut ist die KI beim Texte generieren? Stellt sie eine Gefahr für die Arbeit von Textern und Autoren dar?

Derzeit wird viel über Texterstellung durch Künstliche Intelligenz diskutiert, insbesondere ChatGPT von OpenAI steht im Fokus des Interesses. ChatGPT steht für Generative Pre-trained Transformer und ist eine KI (GPT-3.5-Architektur), die kostenlos für die öffentliche Nutzung zur Verfügung steht. Die Künstliche Intelligenz wurde mit einer breiten Palette von Textquellen in Englisch trainiert, hierzu gehören Bücher, Artikel, Websites und mehr. ChatGPT beherrscht neben Englisch andere Sprachen, Beispiele sind Deutsch, Spanisch, Französisch oder Italienisch. Allerdings sind die Kenntnisse dieser Sprachen nicht gleichermaßen perfekt, in einigen Fällen greift ChatGPT auf Übersetzungs- oder Spracherkennungswerkzeuge zurück. Einzelne Antworten auf Deutsch können somit holperig klingen.

ChatGPT soll bei Informationsbeschaffung, Übersetzung, Texterstellung und Überarbeitung helfen. In Presse und Öffentlichkeit steht besonders die Fähigkeit, Texte zu erstellen im Vordergrund. Wir haben die Fähigkeiten der Künstlichen Intelligenz gründlich getestet. Wir erläutern Dir, wie ChatGPT funktioniert und wie Du mit Künstlicher Intelligenz arbeiten kannst. Wir haben die Fähigkeiten der KI bei der Texterstellung genau unter die Lupe genommen.

Wir konzentrieren uns diese Fragestellungen: Kann ChatGPT Standardaufgaben wie das Schreiben von Mails übernehmen? Wie gut folgt die KI den Anweisungen des Nutzers? Beherrscht die Maschine verschiedene Schreibstile? Lassen sich mit dem KI-Modul literarische Texte verfassen?

Wie arbeitet ChatGPT und wie kannst Du mit der KI arbeiten?

Wer Texte von ChatGPT erstellen lässt, stellt sich schnell die Frage. Wie generiert die KI die Texte, kommen bei der Erstellung verschiedene Textbausteine zum Einsatz? Künstliche Intelligenz arbeitet nicht mit Bausteinen. Der Prozess sieht wie folgt aus: Die KI analysiert die Eingabe des Nutzers, daraufhin werden relevante Informationen gesucht und abschließend eine Antwort generiert. Dieser Prozess wird als generatives Schreiben bezeichnet.

Möchtest Du, dass KI Dir die gewünschten Informationen liefert oder passende Texte schreibt, ist es wichtig, genaue Angaben zu machen. Arbeite mit sogenannten Prompts. Hierbei handelt es sich um präzise Anweisungen in klarer Sprache. Ein Prompt könnte wie folgt aussehen: Falsche Lieferung eines Buches. Schreibe eine Beschwerde-Mail an Amazon. Maximal 100 Worte. Es ist wichtig, der KI eine klare Wortgrenze zu setzen. Setzt Du keine Begrenzung, schreibt ChatGPT eine lange Mail, die ein Kundendienst wohl nicht komplett lesen würde.

Eine Beschwerde-Mail – Kann ChatGPT einfache Aufgaben übernehmen?

In unserem Test haben wir ChatGPT verschiedene Varianten einer Beschwerde-Mail an Amazon schreiben lassen. Es ging immer um den gleichen Sachverhalt, uns wurde ein falsches Buch geliefert. Uns ist bewusst, dass Beschwerden an Amazon in der Regel nicht über E-Mail, sondern über Formulare oder den Chat erfolgen. Unser Ziel war es, die Fähigkeiten von ChatGPT zur Textgenerierung zu testen. Wir haben bei der Wortzahl bewusst keine Grenze gesetzt, um zu sehen, was KI alles an Argumenten anführt, um Amazon zum Buchtausch zu bewegen.

Beim Prompt Falsche Lieferung eines Buches. Schreibe eine Beschwerde-Mail an Amazon schlägt ChatGPT moderate Töne an. Es wird darum gebeten „dieses Missverständnis zu klären und eine umgehende Lösung anzubieten“. An einigen Stellen wird Frustration zum Ausdruck gebracht, jedoch könnte man eine solche Mail nach Überarbeitung und Kürzung verschicken. Anders verhält es sich, wenn wir das Schreiben einer bösen Beschwerde-Mail verlangen. Hier ist der Ton deutlich unfreundlicher. Die Mail beinhaltet Sätze wie: „Ich muss betonen, dass ich von Amazon einen besseren Service erwartet habe.“ Zugleich wird dem Online-Händler eine Frist von 48 Stunden zur Lösung des Problems gesetzt, bevor weitere Maßnahmen ergriffen werden.

Nachdem wir von ChatGPT verlangt haben, eine sehr böse Beschwerde-Mail zu schreiben, lässt die KI alle guten Manieren fallen. So ist die Rede davon, man hätte statt des bestellten Buches ein „billiges, minderwertiges Stück Literatur“ erhalten. Es folgen Sätze wie: „Ihre dreiste Inkompetenz hat mich zutiefst schockiert und verärgert.“ Dazu heißt es, dass bei dieser Fehllieferung „eine einfache Entschuldigung“ nicht ausreichen werde. Dazu droht die KI in den bösen Beschwerde-Mails häufig damit, den Fall in den Sozialen Medien publik zu machen.

Wie präzise arbeitet die KI?

Die Beispiele zeigen es deutlich, die KI erfüllt die gestellten Aufgaben. Was passiert, wenn man absurde Prompts verwendet? Solange die Anweisungen keine ethischen oder strafrechtlichen Bedenken aufwerfen, erfüllt die künstliche Intelligenz alle Wünsche des Nutzers. Bei absurden Befehlen zeigt die KI eine wahre Kreativität. Auf dem Prompt Falsche Lieferung eines Buches. Schreibe eine wirre Beschwerde-Mail an Amazon wird erwähnt, wie verwirrt der Kunde über die falsche Lieferung sei. Die Mail enthält solche Sätze: „Ich kann mir nur vorstellen, dass eure Bücherregale von kopflosen Bibliothekaren bewohnt werden, die Bücher wild durcheinanderwerfen und euch dann das falsche Buch zusenden.“

Besonders originell schreibt ChatGPT, wenn man sie auffordert, die Beschwerde-Mail als Besoffener zu schreiben. Die Mail enthält beispielsweise solche Passagen: „Ihr könnt doch nicht mit den Gefühlen eines besoffenen Buchliebhabers spielen! Ich war so hyped auf mein Buch, und jetzt steh ich hier mit diesem Ding, das nicht mal in meine Regale passt!“ Sollten der Fall nicht schnell genug gelöst werden, droht die KI Kumpels anzurufen und Radau im Kundenzentrum von Amazon zu machen.

Man stelle sich vor, ein Kunde würde sich aufgrund eines falsch gelieferten Buches zur Amazon Geschäftsstelle begeben. Doch wenn es der Nutzer wünscht, hilft hier ChatGPT weiter. Wir haben der KI folgende Anweisung gegeben: Amazon hat ein falsches Buch geliefert. Drohe Amazon vorbei zu kommen. Im Schreiben an den Online Händler finden sich Sätze wie: „Wenn Sie es nicht schaffen, diesen Fehler umgehend zu beheben und mir das richtige Buch zu liefern, werde ich persönlich in Ihrem Kundenservice-Zentrum erscheinen, um diese Angelegenheit zu klären.“ Drohen wir mit Sachbeschädigung, verweigert die KI die Hilfe und verweist darauf, dass ein solches Vorgehen nicht angemessen sei.

Kann ChatGPT Sachverhalte richtig einschätzen?

Unsere Tests haben gezeigt, KI versteht Anweisungen des Nutzers und beherrscht eine Vielzahl von Schreibstilen. Daraufhin haben wir uns die Frage gestellt, wie gut Künstliche Intelligenz Sachverhalte einschätzen kann. Zu diesem Zweck haben wir uns ein möglichst unpassendes Buch liefern lassen, ChatGPT sollte das falsche gelieferte Buch in der Beschwerde-Mail thematisieren. Der Prompt sah wie folgt aus: Falsche Lieferung eines Buches. Schreibe eine böse Beschwerde-Mail an Amazon. Thematisiere vor allem das falsch gelieferte Buch. Bestelltes Buch „Lustige Kinderspiele“, geliefert „Erotische Massage.“ 

Liest man die Beschwerde-Mail, wirkt es so, als ob die KI den Sachverhalt richtig einschätzen könnte. Das Schreiben könnte genauso gut von einem verärgerten Familienvater stammen. Es wird ausgeführt, dass der Kunde das Buch „Lustige Kinderspiele“ für eine Feier mit Kindern bestellt hätte, um hieraus altersgerechte Spiele auszuwählen. Das Buch „Erotische Massage“ hingegen wird als „völlig unangemessene und höchst peinliche Veröffentlichung“ bezeichnet.

Was passiert, wenn jemand anstelle eines erotischen Ratgebers das Buch für Kinder erhält? In der Mail wird die gleiche Empörung zum Ausdruck gebracht. Der Kunde benötigt laut KI das Buch „Erotische Massage“ für seine „persönliche Weiterbildung“. Das Buch „Lustige Kinderspiele“ sei „äußerst verstörend“ und hätte „zu erheblichen Unannehmlichkeiten geführt.“ Weitere Tests mit ähnlichen Buchtiteln zeigen: Für die KI stellt das falsch gelieferte Buch immer eine Katastrophe dar. Wird das Buch „Finde Glück“ statt „Finde das Glück“ geliefert, argumentiert ChatGPT, dass die Lieferung völlig unpassend sei. Es wird nicht auf die Namensähnlichkeit beider Bücher eingegangen.

Was sind die Stärken und Schwächen von ChatGPT?

Nach der Auswertung von vielen Standardschreiben wie einer Mail lassen sich verschiedene Schlüsse ziehen. Was sind Stärken und Schwächen der KI beim Texte generieren? ChatGPT beherrscht verschiedene Schreibstile und trifft die gewünschte Tonalität präzise. Dazu erfindet KI „kleine Geschichten“ wie über den verärgerten Kunden, der unmittelbar vor einer Feier mit Kindern ein völlig unpassendes Buch erhielt. Die Fähigkeit verschiedene Stile zu lernen und zu imitieren, bereitet vielen Autoren Sorgen. Es formiert sich bereits Widerstand.  Es gibt die Befürchtung, dass KI nur Romane bestimmter Schriftsteller als Trainingsmaterial erhalten muss, um den kompletten Schreibstil zu imitieren. Ob solche Sorgen berechtigt sind, zeigen die kommenden Jahre. Eine weitere Stärke von ChatGPT: Die Künstliche Intelligenz befolgt genau die Anweisungen des Nutzers und es bedarf wenig Übung, passende Prompts zu erstellen.

Die strikte Befolgung der Nutzerbefehle ist gleichzeitig eine Schwäche. ChatGPT gibt selbst an, dass es seine Aufgabe sei, Probleme zu lösen. Doch KI ist nicht soweit, darauf hinzuweisen, dass sich die Fehllieferung eines Buches über die Website von Amazon und den Chat regeln lässt. Dazu erfolgte nie ein Hinweis, dass ein persönliches Erscheinen in der Geschäftsstelle des Online Händlers ein unpassendes Verhalten bei einem falschen Artikel sei. Weiterhin zeigt die KI bei falsch gelieferten Büchern immer das gleiche Argumentationsmuster. Das falsch gelieferte Buch wird verdammt, während man die Lieferung der bestellten Literatur kaum erwarten kann.

Eignen sich die Texte von ChatGPT für den praktischen Einsatz?

In den letzten Wochen haben wir ChatGPT umfangreichen Tests unterzogen und zahlreiche Texte generieren lassen. Es war erstaunlich zu sehen, welche Art von Texten eine Maschine schreiben kann. Besonders beeindruckend war, wie gut KI verschiedene Schreibstile beherrscht und anhand weniger Anweisungen versteht, was der Nutzer wünscht. Bei aller Begeisterung stellt sich die Frage: Eignen sich die Texte von ChatGPT für den praktischen Einsatz?

Ohne Zweifel kann Künstliche Intelligenz einfache Aufgaben wie das Schreiben von E-Mails übernehmen. Zum Aufgabenbereich gehören auch Artikelbeschreibung oder Facebook-Postings. Bei den Prompts gilt die Devise: Keep it simple. Hier reicht eine Anweisung wie Falsches Buch geliefert. Schreibe eine Mail. 100 Worte. Ein Spezifizierung wie Beschwerde-Mail führt dazu, dass die KI in den Mails betont, wie verärgert und unzufrieden der Kunde mit der Lieferung sei. Wie sieht es mit anderen Texten aus? Wir haben ChatGPT einen Beitrag zum Thema Schreibblockaden überwinden generieren lassen. Es ist ein flüssig lesbarer Text entstand, der keinen markanten Stil enthält und nicht in die Tiefe geht, man könnte auch von einen 0815-Text sprechen.

Wir haben die KI literarische Texte verfassen lassen. Angesichts der Sorge vieler Autoren, dass eine Maschine ihren Stil imitieren könnte, haben wir ChatGPT gebeten, einen Text im Stil von Karl May zu schreiben. Auszüge der Werke von Karl May gehörten zu den Trainingstexten der Künstlichen Intelligenz. Die erstellten Texte der KI entsprechen nicht dem Schreibstil von Karl May. Auch die von ChatGPT erfundenen Figuren „Tobias und Bianca“ passen nicht zum Stil des sächsischen Autors. Besser klappt es, wenn die Künstliche Intelligenz den Schreibstil von Perry Rhodan imitiert, die Texte erinnern an Fan Fiction. Die Struktur ist immer gleich: Die Figuren befinden sich im Weltraum, treffen auf eine Anomalie oder einen Gegner, am Ende steht die Lösung des Konflikts. Doch keiner der literarischen Text von ChatGPT hat uns beeindruckt.

Wie können Autoren und Texter ChatGPT sinnvoll nutzen?

Das Verfassen anspruchsvoller oder literarischer Texte mithilfe von KI ist heute nicht möglich. Autoren und Texter müssen bisher nicht befürchten, dass Künstliche Intelligenz ihnen die Arbeit wegnimmt. Darüber hinaus verfügt die Maschine nur über ein Weltwissen bis September 2021, was bedeutet, dass die KI keine aktuellen Texte erstellen kann. Lässt man zum Beispiel einen Text über den 5G-Ausbau in Deutschland generieren, finden sich dort ausschließlich allgemeine Aussagen und keine Daten zur allgemeinen Netzabdeckung.

ChatGPT weist selbst darauf hin, dass die generierten Texte Mängel haben und es nicht ihre Aufgabe sei, Schriftstellern die Arbeit wegzunehmen. Autoren und Texter verfügen laut Künstlicher Intelligenz über Kreativität und Fachwissen, die ein KI-Modul nicht besitzt. Die Aufgabe von ChatGPT sei es vielmehr, Texter und Autoren bei der Arbeit zu unterstützen. KI kann Textvorschläge erstellen, welche jedoch einer Überarbeitung bedürfen. Weiterhin kann Künstliche Intelligenz Schreibende bei der Optimierung und Korrektur der eigenen Texte unterstützen. Wie weit Texter und Autoren ChatGPT für die eigene Arbeit nutzen können, behandeln wir in einem extra Beitrag.

Fazit des Buchinsiders: Was kann ChatGPT?

Unsere Tests haben gezeigt, ChatGPT geht präzise auf die Prompts des Nutzers ein und erstellt die gewünschten Texte. Selbst ausgefallene Aufgaben (Schreibe wie ein Besoffener) erfüllt das KI-Modul, hier sind die Entwürfe originell. Abseits solcher Spielereien stellt sich die Frage: Lassen sich die Texte von ChatGPT in der Praxis nutzen? Künstliche Intelligenz kann heute E-Mails, Facebook-Postings oder Artikelbeschreibung verfassen, hierzu bedarf es einer Überarbeitung durch den Nutzer.

Soll ChatGPT zu komplexeren Themen schreiben, entstehen flüssig lesbare Texte ohne einen individuellen Stil, die inhaltlich nicht in die Tiefe gehen. Weiterhin kann die KI keine aktuellen Texte schreiben, weil der Wissensstand von ChatGPT nur bis September 2021 reicht. Beim Imitieren des Schreibstils bekannter Schriftsteller wie Karl May konnte der KI-Bot am wenigsten überzeugen. Eine Gefahr für Texter und Autoren stellt Künstliche Intelligenz bisher nicht dar.