Vier Wege um Infodump im Roman zu vermeiden

Vier Wege um Infodump im Roman zu vermeiden

Vor Infodump im Roman warnen zahlreiche Ratgeber. Doch was steckt genau hinter diesen Begriff? Wie kannst Du es dazu vermeiden, deinen Leser mit Informationen zu überfluten? Dieser Beitrag beschreibt vier Wege um Infodump in deinem Buch zu vermeiden und den Leser trotzdem ausreichen zu informieren.

Vermeide Infodump im Roman. Diese Warnung liest sich in zahlreichen Ratgebern für Autoren. Doch was steckt hinter dem Begriff? Mit Infodump bezeichnet man eine Flut von Informationen, die häufig auf den ersten Seiten auf den Leser einfließt. Auch in anderen Teilen des Romans findet sich eine solche Ansammlung von Fakten. Autoren versuchen auf diese Weise ihren Lesern wichtiges Hintergrundwissen zur Handlung zu vermitteln. Doch was ist falsch daran, deine Leserschaft mit dem notwendigen Wissen zu versorgen? Es liegt an der Art der Informationsvermittlung.

Infodump
Überflute deinen Leser nicht mit Infodump

Infodumping liest sich wie ein Sachbuch oder eine Biographie, die Passagen sind statisch und beinhalten keine Handlung, vielmehr werden Handlungsverlauf und Lesefluss unterbrochen. Häufig prasseln mehr Informationen auf den Leser ein, als er sich merken kann, die Menge an Fakten im Roman ermüden und langweilen ihn. Im schlimmsten Fall legt er das Buch weg.

Viele Autoren stehen vor einem Dilemma. Sie müssen der Leserschaft wichtig Infos vermitteln, dürfen dabei jedoch nicht langweilen. In diesem Beitrag erfährst Du, wie Du in einem Roman Infodump vermeiden kannst und der Leser trotzdem im Bilde bleibt.

Typische Genres mit Infodump

Bevor wir uns den Tipps zuwenden, schauen wir uns Genres an, die besonders anfällig für Infodump sind. Hierzu gehören Fantasy und Science Fiction.  Bewegt sich der Leser in fremden Welten, gibt es viel Erklärungsbedarf. Bei Fantasy muss zum Beispiel erläutert werden, wie einzelne Länder regiert werden oder bestimmte Städte aussehen. Dazu  hat jede Welt ihre eigene Mythologie und Religion, die Du als Autor deinem Leser gerne näher bringen willst. Bei SF geht es darum  Galaxien, Planeten und Alienrassen dem Leser zu vermitteln.

Doch wie geht man bei diesen Genres am besten vor? Hier gelten zwei Regeln. Der Leser muss nicht alles über die Welt wissen. Dir liegen mit Sicherheit zahlreiche Informationen über die Mythologie deiner Fantasywelt oder zu allen Kulturen deiner Galaxie vor, doch vermittele nur, was für die Handlung von Bedeutung ist. Den Rest der Information behältst Du für Dich, um deiner Welt und den darin lebenden Charakteren die notwendige Tiefe zu geben. In einigen Fällen lassen sich beschreibende Elemente nicht vermeiden. Dies gilt zum Beispiel, wenn Du deinen Lesern eine nicht humanoide Rasse beschreibst. Beschriebe hier in wenigen Zeilen detailliert die Aliens.

Ein weiteres Genre, wo Schriftsteller zu Infodump neigen, ist der historische Roman. Einige Autoren schreiben seitenlange Abhandlungen über das Gesellschaftssystem oder die Kriegsführung im Mittelalter. Es kann eine Anzahl von Lesern geben, welche solche Ausführungen interessieren, doch den Großteil dürften ausgiebige historische Exkurse ermüden. Willst Du als Autor nicht ganz auf solche Passagen verzichten, beschränke Dich auf einige Zeilen mit historischen Infos.

Vier Möglichkeiten um Infodump zu vermeiden

Debütautoren wird in Ratgebern und Schreibkursen immer wieder eine Regel eingebläut: Show dont´t tell. Konkret heißt es. Führe deinen Leser die Handlung vor Augen, zeige ihn was im Roman passiert, statt zu erzählen. Mit Show stehen filmische Erzählstrukturen und Dialoge im Vordergrund. Infodump ist ein Beschreiben (tell) und unterbricht die Handlung. Als Autor solltest Du deinen Erzählfluss (show) beibehalten und den Leser zeitgleich mit den notwendigen Informationen versorgen. Hierzu gibt es vier Wege.

Informationen über den Roman verteilen

Verteile die notwendigen Informationen für den Leser über den ganzen Roman. Dieses Vorgehen macht besonders Sinn, wenn Du deiner Leserschaft die Biographie einzelner Charaktere näherbringen möchtest. Dein Leser lernt die  einzelnen Charaktere im Verlauf des Buches immer besser kennen.  Ein Beispiel wie sich Informationen ohne Infodump in die Handlung einbauen lassen: „Rosie blickte aus dem Fenster ihres Lieblingscafés. Der Regen wurde stärker und es bildeten sich Pfützen auf der Straße. An so einem Tag hatte sie Brian das erste Mal getroffen. Damals begannen glückliche Tage, bevor er von einem Tag auf den anderen den Kontakt mit Rosie abbrach.“  Solche Informationen mit wenigen Zeilen über Rosie und Brian kannst Du über den ganzen Roman streuen, bis der Leser ein klares Bild hat.

Auch dies sei gesagt, kleine Unterbrechungen des Handlungsverlaufs sind kein Infodump. Da keine Menge an Informationen auf den Leser einprasselt. Informationshäppchen über das gesamte Buch sind am sinnvollsten bei Figurenbiographien, machen aber auch bei anderen Fakten sind.

Dialoge statt Infodumping

Dialoge gelten als perfektes Mittel, um Infodump zu vermeiden. Achte jedoch darauf, die Gespräche nicht als versteckte Informationen für deinen Leser zu schreiben. Dialoge haben eine feste Funktion im Roman. Sie gestalten die Handlung lebendiger und treiben den Konflikt voran. Geschickt eingesetzt, können sie den Leser Informationen vermitteln, zum Beispiel, wenn sich zwei Ermittler über einen Mord unterhalten.

Infodump Dialoge
Dialoge sind eine Möglichkeit, um Infodump zu vermeiden

„Was wissen wir vom Mörder?“

„So gut wie nichts, am Tatort wurde nur ein Schreiben gefunden.“

„Was besagt es?“

„Es ist verschlüsselt, die Spezialabteilung konnte bei der Dechiffrierung bisher keine Fortschritte machen.“

„Spezialabteilung.“, seufzte Parker. „Wir müssen etwas übersehen haben, kehren wir zum Tatort zurück.“

Ein solcher Dialog könnte in einem Thriller stehen. Der Leser erfährt nicht viel, aber er weiß, dass er es offenbar mit einem unauffälligen und raffinierten Mörder zu tun hat. Dialoge können ebenso dazu dienen, einen Charakter zu charakterisieren. Ein Beispiel wäre das „Old Sport“ von Gatsby im Roman von F. Scott Fitzgerald.

Sidekick – Der Held informiert seinen Begleiter und den Leser

Der Sidekick ist der Begleiter des Helden und hat eine feste Funktion im Roman. Häufig stellt der Sidekick einen Kontrast zur Hauptfigur dar. In einigen Fällen handelt es sich um eine komische Figur, hier ist auch die Rede vom idiot friend. Beispiel dafür sind Sancho Panza (Begleiter von Don Quijote) und Reginald Bull (Begleiter von Perry Rhodan). Dazu kommt dem Sidekick eine weitere wichtige Funktion zu, der Held teilt den Begleiter seine Pläne mit. Dies ist eine interessante Art, Infodumping im Roman zu umgehen.

Wer schon einmal die Heftromane oder Silberbände von Perry Rhodan gelesen hat, wird immer darauf stoßen. Rhodan teilt seinem Freund Bully regelmäßig seine gewagten Pläne mit, die zu diesem Zeitpunkt noch hochgeheim sind. Der Leser erfährt so, was ihn auf den kommenden Seiten erwartet und kriegt zugleich eine Einschätzung durch Bull, der die Pläne Rhodans in Regelfall als aberwitzig kommentiert. Heftromane sind keine Weltliteratur, sie zeigen jedoch in aller Klarheit, wie Erzählstrukturen in ihrer Grundform funktionieren.

Beschreibungen in die Handlung einbauen

Es wurde bereits die Schreibregel Show dont´t tell angesprochen. Hier liegt die große Kunst des Schreibens, dem Leser verständlich Dinge vor Augen zu führen, welche man sonst im Sinne von Infodump beschreiben würde. Hier stellen sich Dir als Schriftsteller unterschiedlich schwere Aufgaben. Eine Beschreibung wie „die Hauptfigur hat Flugangst“ zu zeigen, dürfte nicht schwierig sein, wenn die Figur sich am Flughafen befindet und in einen Flieger steigen soll. Viel schwieriger ist es zu zeigen, dass eine Beziehung zwischen zwei Charakteren nicht funktioniert, da die weibliche Figur in einer früheren Beziehung Gewalt erlitten hat.

Aber so funktioniert gute Literatur. Der Leser versteht einzelne Passagen zu beginnt nicht vollständig und kann nur Vermutungen anstellen. Im Verlauf  des Buches wird die Vergangenheit der Figur klar. So kann das Paar Gespräche führen. Es gibt die Möglichkeit, Erinnerung zu beschreiben oder die Hauptfigur hat Alpträume, die dem Leser andeuten, was sie erlitten hat. Es ist die eleganteste Form Infodumping im Roman zu vermeiden.

Der Geschmack des Lesers hat sich verändert

Wer sich mit der Thematik Infodump näher beschäftigt, hat das Gefühl als würde es sich um eine Todsünde beim Kreativen Schreiben handeln. Längere beschreibende Passagen im Roman sind nicht grundsätzlich schlecht, sie entsprechen einfach nicht dem heutigen Lesergeschmack. Früher war es üblich ganz historische oder gesellschaftliche Exkurse in Roman zu machen. Es Paradebeispiel hierfür ist „Les Misérables“ (1862) von Victor Hugo. Hier finden sich verschiedene historische Ausführungen zum Beispiel zur Schlacht von Waterloo. Ein deutschsprachiges Beispiel ist „Die Waffen nieder“ (1889) von Bertha von Suttner. Der Antikriegsroman enthält ausführliche Passagen zu den Ursachen des Deutsch-Dänischen Krieges von 1864. Zahlreiche Leser im 19. Jahrhundert lasen solche Passagen mit großem Interesse.

Was passiert mit Werke wie „Les Misérables“ oder „Die Waffen nieder“? In vielen Verlagen erscheinen gekürzte Fassungen, wer das Original lesen möchte, muss gezielt danach suchen. Bei den gekürzten Versionen zeigt sich zugleich, der Leser kann der Handlung ebenso wie im Original folgen, da die beschreibenden Passagen verzichtbar sind. Hier zeigt sich zugleich, wie sich Infodump identifizieren lässt. Lässt sich eine Beschreibung in deinem Roman ohne Informationsverlust komplett streichen, handelt es sich im Regelfall um Infodump.

Fazit des Buchinsiders: Wie lässt sich Infodump im Roman vermeiden?

Infodump bezeichnet eine Vielzahl von Informationen, die auf den Leser einprasselt. Der Leser ist von einer solchen Menge an Fakten häufig gelangweilt und ermüdet, dazu wir der Handlungsverlauf im Roman unterbrochen. Es gibt verschiedene Wege, um Infodump zu vermeiden.

  • Verteile die Informationen über den gesamten Roman. Diese Strategie ist besonders sinnvoll, wenn es darum geht, dem Leser Biographien von Figuren zu vermitteln. Verteile Informationshäppchen mit wenigen Zeilen über das gesamte Buch, bald hat der Leser ein klares Bild über deine Charaktere.
  • Dialoge sind ein perfektes Mittel, um Infodump zu vermeiden. Beachte dabei, Dialoge sollen die Handlung lebendig gestalten und den Konflikt vorantreiben, sie sollten nicht ausschließlich dazu dienen den Leser zu informieren. Nutze dazu Dialoge, um Figuren (z.B. durch Wortwahl) zu charakterisieren.
  • Der Sidekick ist der feste Begleiter des Helden mit zwei Funktionen im Roman. Häufig stellt er einen Kontrast zur Hauptfigur dar, dazu teilt ihm der Held regelmäßig seine Pläne mit. Auf diese Weise erfährt der Leser was in im Verlauf der Handlung erwartet.
  • Gemäß der Schreibregel Show dont´t tell bringst Du deinen Leser Infos durch Zeigen statt Beschreiben näher. Dieser Weg der Vermittlung ist nicht einfach und stellt hohe Anforderungen an einen Autor. Einzelne Passagen werden dem Leser erst im späteren Verlauf des Romans klar.

Infodump wird in zahlreichen Autorenratgeber verteufelt. Ein genauer Blick zeigt jedoch, dass sich hier vielmehr der Lesergeschmack geändert hat. Im 19. Jahrhundert fanden sich häufiger historische oder gesellschaftskritische Exkurse über mehrere Seiten in einen Roman. Heute interessieren sich die Leser nicht mehr dafür. 

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