Plotten vs. Freewriting: So schreibst Du den perfekten Roman

Plotten vs. Freewriting: So schreibst Du den perfekten Roman

Plotten oder im Sinne von Freewriting einfach darauf los schreiben? Vor dieser Frage stehen gerade viele Debütautoren. In diesem Beitrag wägen wir die Vorteile von beiden Arbeitsweisen ab. Dazu stellen wir Dir drei Methoden zum Plotten deines Romans vor, die Dir als Leitfaden dienen können und sich mehrfach bewährt haben.

Gerade wer an seinem ersten Buch schreibt, steht häufig vor der Fragen, ob er seinen Roman plotten oder im Sinn von Freewriting darauf los schreiben soll? Für beide Arbeitsweisen gibt es gute Gründe. In diesem Beitrag erläutern wir Dir, was für Freewriting spricht und worin die Gefahren bestehen. Weiterhin stellen wir drei Methoden zur Planung des Plots vor, die sich bewährt haben.

Romanplot
Macht es Sinn seinen Roman zu plotten?

Dazu gehen wir der Frage nach, wie eine gesunde Mischung aus Plotten vs. Freewriting aussieht, am Ende musst Du entscheiden, wie Du deinen Roman am liebsten schreiben möchtest.

Was spricht für Freewriting?

1. Der Autor ist flexibel: Ohne Plot bist Du beim Schreiben deines Romans flexibel. Handlung und Figuren können sich in verschiedene Richtungen entwickeln. Hier spielt auch die Persönlichkeit des Schriftstellers eine Rolle. Mancher Autor, der alle Szenen im Vorfeld ausgearbeitet hat, verliert die Lust am kreativen Schreiben. Der ausgearbeitete Plot wirkt wie ein Korsett. Die Arbeit am Roman ist wie ein stures Abarbeiten von Punkt

2. Roman kann eine Eigendynamik entwickeln: Wenn es um das Schreiben ohne Plot geht, fällt immer wieder das Argument der Eigendynamik. Gerade Figuren entwickeln sich beim Freewriting mitunter anders, als wenn sie im Vorfeld bis ins letzte Detail geplant werden. Die Charaktere machen während des Schreibens eine Entwicklung durch.

3. Es kann ein besonders Werk entstehen: Ohne Plotten entstehen manchmal besondere Werke. Nehmen wir zwei Beispiele. Vathek von William Beckford entstand im Jahr 1782 innerhalb von kürzester Zeit, der Schauerroman gilt als besonders originelles Werk.  Beckford sagt zur Entstehung: Ich schrieb „hintereinander und auf französisch in drei Tagen und zwei Nächten intensivster Arbeit – ich habe die ganze Zeit die Kleider nicht vom Leib getan und wurde schwer krank davon.“ Margaret Michell wiederum arbeitete 10 Jahre an „Vom Winde verweht“, der Bestseller-Roman soll ohne Plotten entstanden sein.

Es ist zweifelslos möglich, einen Roman ohne Plotten zu verfassen und es hat seine Vorteile so zu arbeiten. ABER: Wenn Du einfach ohne Planung darauf los schreibst, kann dies im Verlauf deiner Romanarbeit zu Probleme führen. Es gibt Logikbrüche im Handlungsverlauf oder die Figuren sind nicht stimmig. Am Ende musst Du dein Manuskript zeitaufwändig überarbeiten.

Was spricht für Plotten?

Die meisten Autoren plotten im Vorfeld ihren Roman. Gerade umfangreiche Werke bedürfen einer Planung. Wie empfehlen, zumindest einen groben Plot des eigenen Buches zu erstellen und erst dann mit dem Schreiben zu beginnen. In der Vergangenheit wurden verschiedene Mittel zum Plotten eines Romans entwickelt. Im Folgenden stellen wir Dir drei Werkzeuge vor.

Das Drama in fünf Akten als Vorlage

Das klassische Drama besteht aus fünf Akten. Viele Theaterstücke in der Vergangenheit wurden nach diesem Muster geschrieben und aufgeführt. Das Modell eignet sich ebenso zur Planung eines Romanplots.

Drama Plot
Die fünf Aktes des Dramas sind auch ein Modell für Romane.

1. Exposition: Zu Beginn erfährt der Leser alles Wichtige über Vergangenheit und Gegenwart der Hauptfiguren, um den folgenden Konflikt zu verstehen. Der Konflikt wird angedeutet und initiiert.

2. Erregendes Moment: Protagonist und Antagonist werden tätig. Im zweiten Akt werden häufig wilde Intrigen gesponnen, der Konflikt nimmt an Fahrt auf. Der Spannungsbogen steigt.

3. Höhepunkt: Konflikt und Spannung befinden sich auf dem Höhepunkt. Es kommt zu der entscheidenden Auseinandersetzung im Roman. Es findet die Wendung zum Schlechten statt, die Katastrophe ist in Sicht.

4. Retardierendes Moment: Im vierten Akt wird der Zuschauer bzw. der Leser noch einmal hingehalten. Die Katastrophe scheint sich abwenden zu lassen und ein Happy End ist in Sicht. Die Spannung steigt ein letztes Mal, am Ende scheitert der Held.

5. Katastrophe: Mit der Katastrophe werden alle Verwicklungen aufgelöst, alles wendet sich für die Hauptfigur zum Schlechten. Zahlreiche Dramen enden mit dem Tod des Helden, was nicht immer der Fall ist.

Nicht alle Dramen funktionieren streng nach diesem Schema. Sehe dieses Dramenmodell als eine Möglichkeit, um den Plot für deinen Roman zu planen. Das Modell eignet sich nicht für alle Genre, sondern vor allem für Romane mit einem ausgeprägten Konflikt, wilden Intrigen, klarem Protagonisten und Antagonisten. Hat dein Buch ein tragisches Ende, ist ein solcher Plot mit  einem klar definierten Spannungsbogen durchaus eine Überlegung wert.

Die Heldenreise als Vorlage für den Plot

Steht in deinem Buch ein Konflikt im Mittelpunkt und das Buch endet mit einem Happy End, eignet sich die Heldenreise (Quest) als Vorlage. Das Modell der Heldenreise in 12 Schritten hat Christopfer Vogler speziell für Drehbuchautoren erarbeitet, es findet sich heute in zahlreichen Hollywood-Filmen wieder.

1. Der Ruf zum Abenteuer

2. Das Erscheinen eines Herolds

3. Der Held verweigert sich dem Ruf

4. Ein Mentor überredet den Helden

5. Held überschreitet die erste Schwelle und es gibt kein Zurück

6. Erste Bewährungsprobe, Freunde und Feinde

7. Held dringt zum gefährlichsten Punkt vor und trifft auf den Gegner

8. Prüfung und Überwindung des Gegners

9. Held erhält den Schatz oder das Elixier

10. Held tritt den Rückweg an

11. Held ist zu einer neuen Persönlichkeit gereift

12. Die Rückkehr wird daheim mit Anerkennung belohnt

Die meisten der 12 Punkte erklären sich von selbst. Mit dem Herold (Punkt 2) ist eine Figur gemeint, die den Helden aus den Alltag ins Abenteuer einführt. Ein Beispiel wäre Hagrid, der Harry Potter im ersten Teil nach Hogwarts ruft. Mit dem Mentor (Punkt 4) ist eine väterliche Figur wie zum Beispiel Gandalf gemeint. Mit Elixier (Punkt 9) ist wertvolles Wissen oder auch ein besonderer Mensch gemeint. Das Modell von Vogler eignet sich für den Plot von Abenteuerromanen, Fantasy, Science Fiction und Reiseliteratur. Passe das Modell für deinen Roman an und lasse bei Bedarf einzelne Stationen aus. So verweigert sich dein Held zum Beispiel nicht, sondern nimmt die Quest freudig an.

Plot planen mit der Schneeflocken-Methode

Dramenmodell und Heldenreise eignen sich nicht für alle Romane und Genres. Mit der Schneeflocken-Methode von Randy Ingermanson lässt sich der Plot für jedes Buch planen. Viele Autoren schwören auf die Anleitung von Ingermanson in 10 Schritten. Mit der Schneeflocken-Methode beginnst Du mit einem Satz und arbeitest deine Handlung immer weiter aus.

Schneeflocken-Methode Ploz
Mit der Schneeflocken-Methode Schritt für Schritt den Romanplot erstellen

Schritt 1: Handlung in einem Satz zusammenfassen

Schritt 2: Geschichte in einem Abschnitt zusammenfassen

Schritt 3: Charakter erstellen

Schritt 4: Handlung auf einer Seite zusammenfassen

Schritt 5: Charakterübersichten schreiben

Schritt 6: Plotübersicht auf vier Seiten

Schritt 7: Charakterübersichten in Charakterblätter überführen

Schritt 8: Tabelle mit allen Szenen erstellen

Schritt 9 (optional): Erzählende Beschreibung jeder Szene

Schritt 10: Schreiben des ersten Entwurfes

Ähnlich wie bei der Heldenreise erklären sich die 10 Schritte für den Plot weitgehend selbst. Schritt 9 bezeichnet Ingermanson als optional. Diesen Schritt, der zeitaufwändig ist, hat er beim Verfassen seiner ersten Bücher durchlaufen. Mittlerweile verzichtet Randy Ingermanson auf Schritt 9 bei der Planung des Romanplots.

Plotten vs. Freewriting: Auf die richtige Mischung kommt es an

Der Rat in diesem Beitrag geht klar in eine Richtung: Plane den Plot deines Romans. Genau genommen kommt es auf die richtige Mischung an. Wer jede Szene eines Buches penibel bis ins letzte Detail plant, fühlt sich beim Schreiben eines Werkes tatsächlich wie in einem Korsett. Beim Schreiben eines Romans wechseln sich immer Phasen von Plotten und Freewriting ab. Diese Erkenntnis dürfte auch Ingermanson gehabt haben. Bei seinen ersten Büchern hat er aus jeder Szene in der Liste (Schritt 8) eine erzählende Beschreibung gemacht. Unter großem Zeitaufwand entstand ein Manuskript von 50 Seiten. Diese Überplanung hat er sich gespart und er ist von der Szenentabelle gleich zum Schreiben des ersten Entwurfs übergegangen.

Die vorgestellten Methoden sind drei Möglichkeiten einen Plot zu planen, daneben gibt es viele andere Wege. Einige Autoren fassen den Inhalt Ihres Romans auf wenigen Seiten zusammen, setzen auf eine Dreiteilung von Einleitung, Hauptteil, Schluss oder notieren grob, was in den einzelnen Kapiteln passiert. Wenn Dir keine dieser Methoden zusagt, kannst Du Dir ein Programm wie Papyrus Autor oder Scrivener anschauen. Die Software bietet verschiedene Werkzeuge zur Planung eines Romanplots.

Fazit des Buchinsider: Plotten oder Freewriting?

Es hat Vorteile drauf los zu schreiben. Beim Freewriting bist Du flexibel, die Handlung ist nicht festgelegt. Der Roman bekommt eine Eigendynamik, Figuren entwickeln sich häufig anders als bei der Planung. So können individuelle Werke entstehen. Doch die Gefahr ist groß, dass es beim Schreiben zu Logikbrüchen im Handlungsverlauf kommt oder Figuren nicht stimmig sind. Es ist sinnvoll, den Plot zu planen, drei Methoden haben sich bewährt.

  • Fünf Akte des Dramas: Das klassische Drama folgt einer klaren Struktur. Nach der Eröffnung steigt die Spannung bis zum Höhepunkt an. Kurz vor Ende wird der Leser mit Hoffnung auf ein Happy End hingehalten, doch die Handlung endet in einer Katastrophe. Mit diesem Modell lässt sich ein Plot für tragische Geschichten erarbeiten.
  • Heldenreise: Die Heldenreise nach Vogler mit der festen Abfolge von 12 Punkten dient als Vorlage für viele Hollywood-Filme. Du kannst das Modell auch für das Plotten verwenden. Die Heldenreise eignet sich für Genres wie Fantasy, Science Fiction, Abenteuerliteratur oder Reiseliteratur.
  • Schneeflocken-Methode: Randy Ingermanson hat diese Methode in 10 Schritten entwickelt. Du fasst im ersten Schritt deinen Roman in einem Satz zusammen und arbeitest die Inhalte immer weiter aus, bis Du den ersten Entwurf schreiben kannst. Mit der Schneeflocken-Methode lässt sich der Plot für jeden beliebigen Roman planen.

Die Botschaft dieses Beitrags ist klar: Plane deinen Roman im Vorfeld. Dabei kommt es immer auf die richtige Mischung aus Plotten und Freewriting an. Planst Du jede Szene deines Romans penibel, droht dies deine Kreativität zu ersticken und Du schreibst wie in einem Korsett.

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