Dialog im Roman – Wie ist die korrekte Zeichensetzung?

Dialog im Roman – Wie ist die korrekte Zeichensetzung?

Du schreibst an den Dialogen für deinen Roman und hast ganz grundsätzliche Fragen? Wie ist die korrekte Zeichensetzung? Darf ich sagte, fragte mehrfach verwenden oder muss ich variieren? Diese grundlegenden Fragen zum Dialoge schreiben, beantwortet dieser Beitrag anhand von Beispielen.

Wer sein erstes Buch schreibt und an den Dialogen arbeitet, steht häufig vor grundsätzlichen Fragen. Wie sieht die korrekte Zeichensetzung bei den Gesprächen aus? Soll ich lieber Gänsefüßchen oder französische Anführungszeichen verwenden? Macht es Sinn bei der Inquit-Formel (sagte, fragte usw.) häufig zu variieren? Diese zentralen Fragen zum Dialog im Roman beantwortet dieser Beitrag. Bevor wir uns den grundlegenden Fragenstellungen zuwenden, ist es sinnvoll den Begriff knapp zu definieren.

Dialog
Der Dialog ist in Romanen häufig ein Zwiegespräch

Das Wort stammt vom altgriechischen diálogos (Unterredung, Gespräch). Der Dialog ist nicht auf das Gespräch von zwei Personen festgelegt, doch bereits sehr früh wurde der Begriff synonym für ein Zwiegespräch verwendet. Dialoge in Romanen sind häufig Gespräche zwischen zwei Personen.

Doch wie gestalte ich diese Gespräche korrekt? Wer Zweifel beim Schreiben seines Buches hat, sollte schauen wie andere Autoren vorgehen. Bei Dialogen im Roman bietet sich dieses Vorgehen besonders an. Nimm einige Bücher aus deinem Regal und orientiere Dich an Beispielen. Wie sieht die Zeichensetzung in veröffentlichten Werken aus? Kommen französische Anführungszeichen oder Gänsefüßchen zum Einsatz? Variiert der Autor häufig bei Verben wie „sagte, fragte und meinte“?


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Wie sieht ein korrekter Dialog aus?

In diesem Beitrag schauen wir uns anhand von drei konkreten Beispielen an, wie Dialoge in einem Roman aussehen sollten. Die Auswahl der drei Bücher erfolgte zufällig. Die vorgestellten Beispiele sind aus dem Zusammenhang gerissen, was unproblematisch ist, da es um die korrekte Zeichensetzung geht.

Gefährten zur linken Hand (Tabori)

Beim ersten Werk handelt es sich um „Gefährten zur linken Hand“ (Steidl Verlag, Göttingen 1999) von George Tabori. Schauen wir uns eine kurze Passage (Seite 142) als Beispiel an.


»Der Krieg ist aus«, sagte Don Innocenzo.

»Haben Sie es noch nicht gehört?« fragte Don Teofilo.

»Der Marschall hat um Waffenstillstand gebeten.«

»Mein Italien«, sagte Don Innocenzo. […].

»Sehen Sie nur«, sagte Don Teofilo verächtlich. »Hier sitzt er und tut nichts, außer sich leid.«


Auffällig ist, wie häufig George Tabori „sagte“ im Dialog verwendet. Wer sich das Buch durchschaut, wieder immer wieder auf „sagte“ und auch „fragte“ stoßen. Insgesamt mindert die Verwendung der immer gleichen „Inquit-Formeln“ nicht die Qualität des Romans.

Der Name der Rose (Eco)

Mehr Variationen bei der „Inquit-Formel“ findet man im Namen der Rose von Umberto Eco (Hanser Verlag, München 1982). Hierzu gehören „wollte wissen“, „bemerkte“ oder „erwiderte“ um nur einige Beispiele zu nennen. Wie stark man bei der „Inquit-Formel“ variiert, hängt maßgeblich vom Stil des Autors ab. Auch in der Ausgabe vom Namen der Rose kommen französische Anführungszeichen zum Einsatz. Schauen wir uns das Beispiel (S. 54f.) an.


»Wenn ich je weise sein sollte«, versetzte der Abt elegant, »so wäre ich es, weil ich streng zu sein vermag.«

»Ein letztes noch«, wollte William wissen. »Wie steht es mit Ubertin?«

»Er ist hier. Er erwartet Euch. Ihr findet ihn in der Kirche.«

»Wann?«

»Jederzeit«, lächelte der Abt. »Ihr müßt wissen, […].«

»Ist er alt geworden?« fragte William zögernd.

»Seit wann habt Ihr ihn nicht gesehen?«

»Seit vielen Jahren.«


Die beiden Beispiele bieten bereits wichtige Erkenntnisse zur korrekten Zeichensetzung.

Was muss ich bei der Zeichensetzung im Detail beachten?

Die Romane von Tabori und Eco verdeutlichen die korrekte Zeichensetzung bei Dialogen. Steht am Ende eines Satzes keine Inquit-Formel, schließt der Satz mit einem Punkt vor dem Anführungszeichen ab:

»Er ist hier. Er erwartet Euch. Ihr findet ihn in der Kirche.«

Verwendet man die Inquit-Formel, steht kein Punkt vor dem Anführungszeichen und es folgt ein Komma.

»Jederzeit«, lächelte der Abt.

Dann gibt es noch einen Sonderfall, wenn die Inquit-Formel eingeschoben ist, steht diese zwischen zwei Kommas.

»Wenn ich je weise sein sollte«, versetzte der Abt elegant, »so wäre ich es, weil ich streng zu sein vermag.«

Im Falle einer Frage, steht ein Fragezeichen vor dem Anführungszeichen und es folgt bei der Inquit-Formel ein Komma. Die gleiche Regelung gilt für ein Ausrufezeichen. Bei diesem konkreten Fall zeigt sich, dass man mit Beispielen in Einzelfällen vorsichtig sein muss. Bei unserer Durchsicht verschiedener Romanen haben wir mehrere Beispiele mit Frage- und Ausrufezeichen ohne Komma gefunden. Ein Beispiel ist aus dem Name der Rose.

»Ist er alt geworden?« fragte William zögernd.

Korrekt laut Duden ist.

»Ist er alt geworden?«, fragte William zögernd.

Diese Details bei Dialogen in Romanen wirken auf den ersten Blick verwirrend, doch Du solltest Dich schnell an die korrekte Zeichensetzung gewöhnen. Hast Du Zweifel, schaue Dir Beispiele von veröffentlichten Büchern an.

Quo vadis (Sienkiewicz)

Der dritte Roman „Qua vadis“ von Henryk Sienkiewicz (area Verlag, Erftstadt 2007) ist im gewissen Sinne „ein Glücksgriff“. Die Chance eine aktuelle Veröffentlichung mit Gänsefüßchen bei den Dialogen aus dem Bücherregal zu greifen, ist gering. Zahlreiche Verlage nutzen heute beim Layout französische Anführungszeichen. Schaut man sich wiederum Werke aus den 50er Jahre an, kommen dort häufig Gänsefüßchen zum Einsatz. Es spielt übrigens keine so große Rolle, ob Du französische Anführungszeichen oder Gänsefüßchen in deinem Manuskript  verwendest, solange die Zeichensetzung korrekt ist. Über das Layout entscheidet der Verlag.  


Vinicius saß auf einem Schemel, des fast bis zu den Knien gesenkten Kopf mit den Händen haltend; […].

„Du kamst zu spät?“ fragte Petronius

„Ja, sie ergriffen sie noch vor der Mittagsstunde.“

Ein Moment des Schweigens trat ein.

„Hast du sie gesehen?“

„Ja!“

„Wo ist sie?“

„Im mamertinischen Gefängnis.“


Das Beispiel verdeutlicht einen anderen Punkt. Wenn klar ist, wer im Dialog spricht, brauchst Du keine Inquit-Formel. Bei Quo vadis findet ein Zwiegespräch zwischen Petronius und Vinicius statt. Ohne sagte, fragte lassen sich Dialoge flotter lesen. Der knappe und schnelle Wortwechsel ist der Szene durchaus angemessen. Lygia, die Geliebte von Vinicius, wurde als Christin ins Gefängnis gebracht und man muss schnell handeln. Auch hier findet sich erneut der Fall von einem Fragezeichen ohne Komma, was so nicht korrekt ist.

Fazit des Buchinsiders: Was gilt es bei der Zeichensetzungen in Dialogen zu beachten?

Die korrekte Zeichensetzung in Dialogen ist auf den ersten Blick verwirrend, doch schnell arbeitet man sich hinein. Diese vier Punkte solltest Du beachten:

  • Bei Sätze ohne Inquit-Formel steht der Satz zwischen den Anführungszeichen und endet mit einem Punkt vor dem Anführungszeichen: »Er ist hier.«
  • Verwendest Du sagte, fragte usw. steht kein Punkt vor dem Anführungszeichen und es folgt ein Komma: »Jederzeit«, lächelte der Abt.
  • Ist die Inquit-Formel eingeschoben, steht sagte, fragte usw. zwischen zwei Kommas: »Wenn ich je weise sein sollte«, versetzte der Abt elegant, »so wäre ich es, […].«
  • Bei Fragen oder Sätzen mit Ausrufzeichen folgt bei der Inquit-Formel ein Komma »Ist er alt geworden?«, fragte William zögernd. Einzelne Verlage gehen hier anders vor, doch trotzdem solltest Du hier ein Komma setzen.

Es spielt keine Rolle, ob Du französische Anführungszeichen oder Gänsefüßchen in Dialogen verwendest. Wichtig ist eine korrekte Zeichensetzung, wenn Du das Manuskript an einen Verlag schickst oder dein Buch als Self-Publisher veröffentlichst. Autoren müssen bei den Gesprächen im Roman auch die nicht Kenntnis besonders vieler Synonyme beweisen. Du kannst „sagte“ oder „fragte“ häufiger im Dialog verwenden.

3 Gedanken zu „Dialog im Roman – Wie ist die korrekte Zeichensetzung?

  1. In diesem Blog heißt es:
    Im Falle einer Frage, steht ein Fragezeichen vor dem Anführungszeichen und es folgt bei der Inquit-Formel kein Komma. Die gleiche Regelung gilt für ein Ausrufezeichen.
    »Ist er alt geworden?« fragte William zögernd.
    Bei Fragen oder Sätzen mit Ausrufzeichen folgt bei der Inquit-Formel kein Komma.

    Im Gegensatz dazu gibt der Duden folgende Regel vor.
    2. Wenn nach dem wörtlich wiedergegebenen Text der Begleitsatz (übergeordnete Satz) folgt oder weitergeführt wird, setzt man ein Komma nach dem Schlusszeichen .
    Zum Beispiel
    „Sie fahren sofort nach Hause!“, befahl er.
    Sie rief: „Weshalb darf ich das nicht?“, und sah mich wütend an.
    Als er sagte: „Das war ja wohl eine Schnapsidee!“, wurde ich sehr verlegen.
    https://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/anfuehrungszeichen
    Und genauso habe ich es bisher gehalten.

    Mich würde nun interessieren, aus welcher Quelle der Blogverfasser die gegenteilige Aussage zum Duden hat.

    1. Hallo Anita,

      danke für den Hinweis. Ich habe den Text angepasst. Für diesen Artikel habe ich mehrere Romane durchgeschaut und mich an der Zeichensetzung in den jeweiligen Büchern orientiert. Es gab mehrere Romane, die bei der Zeichensetzung kein Komma nach Frage- oder Ausrufezeichen setzen. Eben daran orientierte ich mich und so kam der Fehler in den Blogartikel. Weshalb mehrere Verlage (es handelt sich um Ausgaben aus dem Jahr 2007) bei einzelnen Dialogen gegen Zeichensetzung verstoßen, kann ich nicht beurteilen.

      Schöne Grüße vom

      Insider

      1. Hallo Insider,
        es freut mich, dass Sie es geändert haben. Auch die Verlage sind nicht unfehlbar 😉 Ich jedenfalls orientiere mich ausschließlich am Duden.
        Schöne Grüße, Anita

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