Manuskript abgelehnt – 6 Bestseller, die Verlage nicht wollten

Manuskript abgelehnt – 6 Bestseller, die Verlage nicht wollten

Ablehnungen von Verlagen sind sehr frustrierend für Autoren. Doch ein abgelehntes Manuskript muss nicht schlecht sein. Es gibt unzählig Beispiele von Schriftstellern, die mehrfach und von verschiedenen Verlagen abgelehnt wurden. Ihre Romane wurden am Ende veröffentlicht und waren Beststeller. Stephan King und Joanne K. Rowling werden gerne als Beispiel für erfolgreiche Autoren mit zahlreichen Ablehnungen angeführt. King hing alle Absagen an einen Nagel in der Wand, bis der Nagel die ganzen Schreiben nicht mehr tragen konnte.

Auch bekannte Autoren mussten mit Absagen kämpfen.

King und Rowling sind nicht die einzigen Autoren, deren Romane von mehreren Verlagen abgelehnt wurden. Immer wieder haben Lektoren die Erfolgsaussichten von Manuskripten falsch eingeschätzt. Mitunter wurden die Einsendungen für gut befunden, der Lektor forderte den Autor jedoch zu umfangreichen Überarbeitungen auf. Wer heute die Wünsche zur Überarbeitung oder die Absage an die Autoren liest, schüttelt nur den Kopf.

LITERATURTIPP:

„Der Bestseller-Code“
von Jodie Archer und Matthew L. Jockers

Hat „Shades of Grey“ auch Ihre Kasse kräftig klingeln lassen? Und haben auch Sie sich gefragt: „Warum?“ Verlagsprofi Jodie Archer und Englisch-Professor Matthew Jockers haben einen Algorithmus entwickelt, der die Antwort darauf gibt und der mit 97-prozentiger Genauigkeit vorhersagen kann, welche Schmöker zu Bestsellern werden. Archer und Jockers haben viel Überraschendes über unser Leseverhalten und das Erfolgsrezept fesselnder Romane herausgefunden, zum Beispiel: Menschliche Nähe kommt an, Sex (meistens) nicht. Dieses Buch, welches bereits Furore in der deutschen Presse gemacht hat, ist etwas für alle, die Belletristik lesen, verkaufen, einkaufen, lektorieren …

In diesem Beitrag präsentieren wir Dir amüsante Überarbeitungsvorschläge von Lektoren und Absagen von Verlagen. Alle vorgestellten Autoren haben eine Gemeinsamkeit. Ihre Manuskripte wurden mehrfach abgelehnt, doch die Schriftsteller gaben nicht auf und wurden später sehr erfolgreich. Die abgelehnten Romane verkauften sich als Bestseller oder Longseller in großer Anzahl und werden bis heute gelesen.

Herman Melville (Moby Dick, 1851)

Moby Dick oder Der Wal von Herman Melville wurde mehrfach von Verlage abgelehnt. Dabei fehlte es den Lektoren nicht an kreativen Ideen, um das Manuskript zu retten und reif für eine Veröffentlichung zu machen. Ein Lektor störte sich am Wal als Gegenspieler von Ahab. Peter J. Bentley vom Verlag Bentley & Son Publishing House schrieb zum Manuskript von Melville: „Zuerst müssen wir uns die Frage stellen, muss es ein Wal sein? […]. Könnte der Kapitän zum Beispiel nicht mit einer Verderbtheit gegenüber jungen, vielleicht üppigen Mädchen kämpfen?“

Muss es ein Wal sein?

Mit Kapitän Ahab als Frauenheld statt als Walfänger erhoffte sich Bentley ein jüngeres Publikum anzusprechen. Melville ging auf den Überarbeitungswunsch nicht ein. Einen Monat später wurde Moby Dick trotzdem bei Bentley & Son veröffentlicht.

H. G. Wells (Krieg der Welten, 1898)

Ob der Lektor, der das Manuskript von H. G. Wells ablehnte, einen schlechten Tag hatte oder den Roman Krieg der Welten wirklich so schlecht fand, ist nicht belegt. In der Ablehnung zum Manuskript heißt es: „Ein endloser Alptraum. Das Urteil wäre: Oh, lies diese schreckliche Buch nicht.“ Unabhängig von dieser Einschätzung konnte H.G. Wells seinen Roman veröffentlichen und es wurde sein bedeutendes Werk.

Die Einschätzung „ein endloser Alptraum“ des Lektors war nicht völlig falsch. Das Hörspiel von Krieg der Welten im Radio sorgte immer wieder für Unruhe und besorgte Anrufe bei den Sendern. Berühmt ist die Wirkung des Hörspiels von 1938. Das Hörspiel war als Reportage getarnt und sorgte für eine große Unruhe in New York. Die Berichte von der Massenpanik sind allerdings eine Übertreibung der Sensationspresse, wie wir heute wissen.

F. Scott Fitzgerald (Der große Gatsby, 1925)

Was zeichnet den Roman „Der große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald aus? Das Buch lebt ohne Zweifel von seiner Hauptfigur. So schlug ein Lektor eine drastische Überarbeitung vor: „Sie hätten ein brauchbares Buch, wenn Sie diesen Gatsby Charakter streichen würde.“ So wurde das Manuskript erst einmal abgelehnt. Wie Melville ging Fitzgerald nicht auf diesen Vorschlag ein und „Der große Gatsby“ gehört heute zu den Werken der Weltliteratur.

Doch auch hier zeigt sich, dass die Einschätzung zur Figur von Gatsby nicht völlig falsch war. Wie die Entstehungsgeschichte des Romans zeigt, hat Lewis lange Zeit an seiner Hauptfigur gearbeitet, wie Briefwechseln zwischen dem Autor und seinen Lektor zeigen. Der Lektor fand die Figur des großen Gatsby in der ersten Fassung noch zu vage. Erst nach einer starken Überarbeitung von insbesondere zwei Kapiteln entstand der Roman, wie wir ihn heute kennen.

George Orwell (Farm der Tiere, 1945)

Farm der Tiere von George Orwell wurde von einem Buchverlag mit folgender Begründung abgelehnt: „Es ist unmöglich Tiergeschichten in den USA zu verkaufen.“ Dieser Lektor hat wahrscheinlich nur den Titel des Buches gelesen. Doch auch in England hatte es der Roman schwer und es lag vor allem am politischen Inhalt. 1944 lehnte ein britischer Verlag das Manuskript aufgrund der politischen Kritik ab. Das Vereinigte Königreich hatte ein Bündnis mit der Sowjetunion gegen Deutschland, aus diesem Grund scheiterte die Veröffentlichung.

Tiergeschichten verkaufen sich nicht

Die Farm der Tiere von Orwell wurde in England von vier Verlagen abgelehnt, bis der Roman im August 1945 erschien. In den Vereinigten Staaten kam das Werk im Jahr 1946 auf dem Buchmarkt. Selbst nach 1945 gab es Probleme bei der Veröffentlichung, in vielen Ausgaben ist das Vorwort des Romans über die Pressefreiheit nicht enthalten.

Stephan King (Carrie, 1974)

Die Romane von Stephan King verkaufen sich millionenhaft und er gehört zu den erfolgreichsten Autoren der letzten Jahrzehnte. Der Schriftsteller wäre fast mit seiner ersten Veröffentlichung (unter eigenem Namen) gescheitert. So lehnte ein Verlag das Buch Carrie mit dieser Begründung ab: „Wir interessieren uns nicht für Science Fiction in Zusammenhang mit negatives Utopien. Es verkauft sich nicht.“ Die späteren Verkaufszahlen besonders des Taschenbuches zeigten deutlich, dass sich der Lektor geirrt hatte.

Carrie brachte King den Durchbruch als Schriftsteller und verschaffte ihn mit seiner Familie die lange erhoffte finanzielle Unabhängigkeit. Bekannt ist die Geschichte von Kings Nagel an der Wand, wo der Autor die Ablehnungen von Verlagen sammelte. Als der Nagel die ganzen Ablehnungsschreiben nicht mehr tragen konnte, wurde dieser durch einen Haken ersetzt und King schrieb einfach weiter.

Joanne K. Rowling (Harry Potter und der Stein der Weisen, 1997)

Neben King ist Rowling eines der Paradebeispiele für Autoren mit der Botschaft: Gebt niemals auf. Das Manuskript zu Harry Potter und der Stein der Weisen wurde mindestens zwölf Mal abgelehnt, bevor es im Juli 1997 veröffentlicht wurde. Der englische Verlag Bloomsbury Publishing veröffentlichte das Buch nach einigen Bedenken und rechnete mit keinem großen Erfolg, was die Startauflage von 500 Exemplaren zeigt. Der Verlag legte Rowling nahe, sich einen Job zu suchen, da ein Autor von dem Verkauf von Kinderbüchern allein nicht leben könne.

Am Ende lief alles anders. Spätestens ab den dritten Teil wurde die breite Öffentlichkeit auf Harry Potter aufmerksam. Rowling gilt heute als eine der reichsten Frauen in Großbritannien und hat angeblich mehr Geld als die Queen. Die Harry Potter Reihe verkaufte sich über 500 Millionen Mal und wurde in über 80 Sprachen übersetzt.

800 Ablehnungen vor der ersten Veröffentlichung

Der erste Roman von Harry Potter wurde mindestens 12 Mal abgelehnt. Im Vergleich zu anderen Werken sind die Absagen überschaubar. William Golding (Herr der Fliegen, 1954) und Frank Herbert (Dune, 1965) erhielten jeweils 20 negative Schreiben von Buchverlagen. Die Jury (1989) von John Grisham wurde 16 Literaturagenten und 28 Verlagen abgelehnt. Das Manuskript zu Vom Winde verweht (1936) von Margaret Mitchell wurde 38 Mal abgelehnt. Im Westen nichts Neues (1929) von Erich Maria Remarque erhielt 120 Absagen, ein Lektor verwies zum Beispiel darauf, dass die Leute nichts mehr vom Krieg lesen wollen.

Besonders schwer gestaltete sich der Start C.S. Lewis zum Schriftsteller. Der Autor der Chroniken von Narnia (1950, Band 1) musste ganze 800 Absagen über sich ergehen lassen, bevor er überhaupt ein Werk verkaufte. Ray Bradbury (Fahrenheit 451) sagt von sich, er hätte in seinem Leben über 1000 Absagen erhalten.

     

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