Beim historischen Roman spielt Recherche eine zentrale Rolle. Hat ein Autor seine Arbeit gut gemacht, kann der Leser sich in eine andere Zeit entführen lassen. Gute Bücher geben vergangene Epochen detailliert wieder. In diesem Beitrag erfährst Du, worauf es bei der Recherche zu diesem Genre ankommt.

Der historische Roman gehört zu den beliebtesten Genres. Hat der Autor saubere Recherche zur Epoche betrieben, kann der Leser bei der Lektüre in eine andere Zeit eintauchen. Doch wie schreibt man einen authentischen historischen Roman und wie funktionierte die Recherche? Bei diesem Genre geht es darum, den Leser eine andere Zeit bis ins kleinste Details vor Augen zu führen. Die Suche von Informationen ist aufwändig und Du musst auf verschiedene Quellen zurückgreifen.

In diesem Beitrag erläutern wir Dir die Besonderheit bei der Recherche zum historischen Roman. Wir gehen auf spezielle Fragen ein, wie Du historische Personen in deinem Buch korrekt wiedergibst und wann Du künstlerische Freiheit walten lassen kannst.

Ein Historischer Roman bedarf gründlicher Recherche

Der historische Roman bedarf einer tiefgehenden Recherche, befasse Dich ausführlich mit der Epoche deines Buches. Es geht darum, zahlreiche Details zu erfassen. Wie waren zum Beispiel Kleidung, Gebäude und Speisen im 15. Jahrhundert? Eine detaillierte Beschreibung führt deinen Leser diese Zeit vor Augen, eine korrekte Darstellung der Fakten verleiht deinem historischen Roman Authentizität. Zahlreiche Autoren nutzen das Internet für die Recherche. Ohne Zweifel lassen sich über die Recherche im Netz zahlreiche Fragen klären.

Viele Themen werden im Internet nur oberflächlich behandelt, diese Informationen sind für das Schreiben eines historischen Romans nicht ausreichend. Eine tiefgehende Recherche beginnt mit dem Lesen von Fachliteratur zu deiner Epoche. Hier ist es sinnvoll, von Werken mit einem Überblick über die beschriebene Zeit zu spezieller Literatur überzugehen. Steht in deinem Roman ein militärischer Konflikt im Vordergrund, greife nach einführenden Werken zu militärhistorischen Schriften. Nach dem Lesen von Fachliteratur werden noch immer einzelne Fragen offen bleiben.

Hier gibt es bei der Recherche für deinen historischen Roman verschiedene Möglichkeiten. Suche das Gespräche mit Experten, nimm zum Beispiel Kontakt mit einem Wissenschaftler an einer Universität auf. Sie geben gerne ihr Wissen weiter und freuen sich, dass sich ein Autor für ihr Fachwissen über eine Epoche interessiert. Behandelt dein Roman die Zeitgeschichte (z.B. Fall der Berliner Mauer) rede im Idealfall mit Zeitzeugen. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Recherche in Fachforen im Internet. Hast Du die Möglichkeit, Originalschauplätze deines Buches aufzusuchen, nutze sie. Nur wer zum Beispiel das Kolosseum in Rom besucht hat, kann die Atmosphäre an diesem Ort richtig wiedergeben.

Recherche zu historischen Figuren

In historischen Romanen finden sich fiktive und nicht fiktive Charaktere, hier kommt es auf die richtige Mischung an. Bei der Recherche zu historischen Persönlichkeiten stehen Autoren vor zwei Problemen. Es liegen zu viele oder zu wenige Informationen über die Person vor. Nehmen wir Napoleon als Beispiel, der sich als historische Figur in vielen Romanen findet. Spielt der Franzose eine zentrale Rolle in deinem Buch, musst Du eine Vielzahl von Literatur sichten und eine Auswahl treffen. Hier gilt es Literatur auszusortieren, die Napoleon als historische Person beschönigt darstellt, wie es bei historischen Biographien immer wieder vorkommt.

Ein Problem liegt vor, wenn sich über eine Persönlichkeit kaum etwas erfahren lässt. Recherche beim historischen Roman gestaltet sich besonders bei Motiven aus Antike und Spätantike als schwierig. Ein Beispiel ist „Ein Kampf um Rom“ von Felix Dahn. Im umfangreichen Werk spielt Cethegus im gesamten Buch eine zentrale Rolle. Cethegus ist eine historische Figur aus dem 5./6. Jahrhundert, er diente Dahn als Vorlage für den Bösewicht in „Ein Kampf um Rom“. Die Informationen, die uns vorliegen, sind spärlich, es handelt sich um wenige Zeilen in verschiedenen Enzyklopädien der Antike. Der Cethegus im Roman von Dahn hat mit der historischen Figur nur wenig zu tun.

Wahrheit und Dichtung beim historischen Roman

Ein „Kampf um Rom“ gehört zu den sogenannten Professorenromanen. Professoren setzen sich zum Ziel, historisch getreue Bücher zu schreiben. Wie schwierig dieses Unterfangen ist, zeigt sich am Beispiel von Dahn und seiner Figur Cethegus. Bei aller gründlichen Recherche ein historischer Roman ist immer Fiktion. Für die Handlung ist es in einigen Fällen notwendig, sich bei einer Figur gewisse Freiheiten zu lassen oder den Verlauf der Geschichte an die Notwendigkeit der Handlung anzupassen. So werden in Romanen Schlachten häufig anders dargestellt, als sie in der Realität verliefen. Dazu gibt es nicht selten Zweifel, wie sich einzelne Schlachten abgespielt haben.

Bei der Recherche zu deinem historischen Roman wirst Du nicht auf alle Details Antworten finden, setze in diesem Fall auf eine plausible Darstellung. Bei deinem Werk bleibt Dir die künstlerische Freiheit. Dein historisches Buch sollte keine offenkundigen Fehler enthalten. Serviere zum Beispiel keine Kartoffeln bei einem Bankett im 12. Jahrhundert. Ebenso sollte der Leser nicht das Gefühl haben, dass Du nur oberflächlich recherchierst hast. Machst Du deine Arbeit als Autor gut, liegen Dir mehr Informationen vor, als Du den Leser vermitteln kannst. Und hier liegt eine Gefahr.

Mehr Wissen als der Leser und Gefahr von Infodump

Du hast als Autor zahlreiche Bücher zur Deutschen Hanse gelesen und mit Fachleuten gesprochen. Du schreibst einen historischen Roman zum Niedergang der Hanse und möchtest im Buch zeigen, dass Du felsenfest in deiner Thematik bist. Dein Roman enthält zahlreiche historische Exkurse, die sich an einigen Stellen über mehrere Seiten hinziehen. Eine Vielzahl von Lesern findet an solchen Exkursen keinen Gefallen, in diesem Zusammenhang ist auch die Rede von Infodump. Mit dem Begriff bezeichnet man eine Flut von Informationen, welche auf den Lesern einfließen und die Handlung unterbrechen.

Autoren werden heute vor Infodump gewarnt. Dies liegt daran, dass Exkurse in Büchern, die dazu den Handlungsverlauf unterbrechen, nicht dem heutigen Lesegeschmack entsprechen. Es lässt sich darüber streiten, ob längere historische Ausführung in einem Roman fehl am Platz sind. Es gibt zweifellos Leser, die sich für solche Passagen interessieren. Unabhängig davon gilt, Du verfügst nach der Recherche zum historischen Roman über mehr Wissen , als Du dem Leser in deinem Buch vermitteln kannst. Dieses Wissen ist notwendig, damit Du beim Verfassen deines Werkes Dich ohne Schwierigkeiten der beschriebenen Epoche „bewegen“ kannst. Dazu kannst Du diese Mehrwissen für deinen nächsten historischen Roman nutzen.

Fazit des Buchinsiders: Wie funktioniert Recherche beim historischen Roman?

Das Genre bedarf einer tiefgreifenden Recherche. Für die Informationsbeschaffung musst Du auf eine Vielzahl von Quellen zugreifen.

• Im historischen Roman geht es darum, eine bestimmte Zeit mit allen Details zu beschreiben. Wie sah die Kleidung aus? Was haben die Menschen gegessen? Alle Details müssen korrekt sein. Recherche im Internet ist nicht ausreichend. Lese Fachliteratur, spricht mit Experten oder suche Schauplätze deines Romans auf.
• Bei der Recherche zu historischen Personen stehen Autoren vor zwei Problemen. Es liegen zu viele oder zu wenige Informationen vor. Im ersten Fall musst Du zahlreiche Informationen auswählen. Im zweiten Fall lässt Du künstlerische Freiheit walten, oft hat die Romanfigur wenig mit der historischen Person gemeinsam.
• Ein historischer Roman ist immer Fiktion und kann die Realität nicht vollständig wiedergeben. Für die Romanhandlung ist es mitunter notwendig, historische Abläufe anders wiederzugeben als sie verlaufen sind. Dieses Vorgehen ist durchaus üblich bei diesem Genre. Dein Buch soll jedoch keine offenkundigen Fehler enthalten.
• Nach gründlicher Recherche hast Du mehr Wissen zu einer Epoche, als Du deinen Lesern vermitteln kannst. Viele Autoren neigen in ihren Büchern zu historischen Exkursen. Solche Exkurse gelten als Infodump, welche die Handlung unterbrechen. Sie entsprechen nicht den heutigen Lesegewohnheiten der meisten Menschen.